Gärten
Gärten beschäftigen uns seit unserer Studienzeit – sei es in Form von theoretischen Arbeiten oder bei gebauten Projekten. Am Anfang der Auseinandersetzung stand die Vermessung und Beschreibung des manieristischen Gartens in Bomarzo nördlich von Rom, später folgte eine Studienreise nach England, während der wir dem Begriff des Malerischen – dem Picturesque – nachgingen, der eng mit dem englischen Landschaftsgarten und der Landschaftsmalerei verknüpft ist. Unser erstes gebautes Projekt war schliesslich das Haus für einen Gärtner. Gärten faszinieren uns als ideelle Konzepte, als Vorstellungskategorie und als gebaute Räume.
Unser Interesse für Gärten liegt nicht zuletzt in ihrer Ähnlichkeit mit der Architektur begründet. Gärten beziehen sich wie auch Gebäude auf einen spezifischen Ort für den sie eigens entworfen und komponiert werden. Sie schaffen einen eigenen Erfahrungs- und Ereignisraum. Gleichzeitig nimmt ein Garten nie ausschliesslich nur auf seine unmittelbare Umgebung Bezug, sondern zugleich auch auf einen grösseren, kulturellen Kontext und eine umfassendere Geschichte der Ideen. Damit eröffnet der Garten wie jede Kunstform immer etwas Neues, das sichtbar macht, was normalerweise verborgen bleibt. Im Unterschied zur Architektur sind die im Garten verwendeten Materialien allerdings lebendig: sie keimen, wachsen, blühen und vergehen. Ihre bestimmende Eigenschaft ist die stete Veränderung. Das macht ihren Einsatz als «Baumaterial» besonders komplex, denn der Entwurf eines Gartens schliesst die Zeit mit ein. Die jahreszeitlichen Veränderungsprozesse sind Teil der Gestaltung.
Gärten und Häuser
In unseren Entwürfen interessiert uns das Verhältnis von Architektur und Garten in hohem Mass. Idealerweise verklammern sich Architektur und Garten sogar zu einer untrennbaren Einheit und bedingen sich gegenseitig. Dabei ist es nicht nur so, dass die Architektur für das Dauerhafte steht und der Garten für das Vergängliche. Die Architektur kann auch Strukturmerkmale des Gartens übernehmen. Im Fall unseres Wohnhauses an der Steinwiesstrasse in Zürich werden Volumen und Grundriss von malerischen Kompositionsprinzipien bestimmt und eine glänzende Keramikfassade imitiert das Blätterkleid der Bäume, wodurch eine enge Verbindung zwischen Bauwerk und Garten geschaffen wird. Für das Wohnhaus Avellana wurden ebenfalls strukturelle Eigenschaften des Gartens auf die Architektur übertragen. Hier sind es jedoch die Charakteristika des spontan Gewachsenen, Zufälligen und Nichtgestalteten, die sich in der Komposition des Volumens, der Fenstersetzungen und der Farbigkeit der Fassade äussern.
Umgekehrt kann auch der Garten nach architektonischen Gesetzmässigkeiten gestaltet werden. In der Zürcher Wohnüberbauung Guggach gliedern polygonale Wasserbecken den Innenhof des Projekts. Die Reflexion des Himmels setzt sich auf der gefalteten Glasfassade fort, wodurch ein gefasster, urbaner Raum entsteht.
In der Wohnsiedlung Brüggliäcker wurde das Motiv der Gartenlaube aufgegriffen, das jede Wohnung um einen grosszügigen Aussenraum erweitert. Die Laube verankert das Haus sinnbildlich in die Gartenstadt Zürich-Schwamendingen. Auch die Projekte im Schwamendinger Dreieck, an der Obsthalde und jene am Katzenbach führen die Tradition der Zürcher Gartenstadt fort. Der hohe Stellenwert des Aussenraums wird in der genossenschaftlichen Wohnsiedlung an der Toblerstrasse ansichtig, in der ein räumliches Gleichgewicht zwischen Baukörper und Gartenkabinett angestrebt wird.
Beim Wohn- und Geschäftshaus Speich Areal in Zürich-Wipkingen ist es die städtische Flusslandschaft der Limmat, die am Gebäude in einen vertikalen Garten übergeht und seinen Abschluss mit der Bepflanzung der Dachterrassen findet. Eine Villa an der Signaustrasse indessen erlangt erst über die Rekonstruktion des historischen Architekturgartens ihre alte Bedeutung wieder. Die Übersetzung des gewachsenen Gartens in einen steinernen Garten gelingt im städtischen Wohn- und Gewerbehaus Glattpark, wo Architekturfragmente den Hofraum prägen. Das Paradies als immerwährende Utopie und Fluchtpunkt unserer Gegenwart thematisieren die drei Sockelreliefs des Künstlers Christian Hörler in der Wohnsiedlung Am Katzenbach.
Der Garten als Illusionsraum
In unseren Projekten ist der Garten ein wiederkehrendes Motiv: als entwerferischer Resonanzraum, als Sehnsuchtsort oder als motivisches Mittel. Die Möglichkeit, in der Architektur Galerie Berlin auszustellen, sehen wir als Chance für ein eigenständiges und neues Projekt, das nicht die Architektur sondern den Garten ins Zentrum stellt. Die Galerie wird für die Dauer der Ausstellung in einen lebendigen Garten verwandelt: Bäume, Sträucher, Blüten, ein Teich, vermooste Steine, verwitterte Bänke, zwitschernde Vögel, Windgeräusche sowie der Geruch von feuchter Erde, Laub und morschem Holz schaffen ein einprägsames und intensives Erlebnis.
Für einmal kommt das Haus nicht in den Garten, sondern der Garten ins Haus. Diese Umkehrung rahmt den Topos des Gartens und präsentiert seinen eigenen Wert. Der Reiz liegt schliesslich auch in der Herausforderung der Umsetzung: Wie schaffen wir es, einen gewachsenen Naturraum täuschend echt nachzuahmen? Wo und wie verläuft die Grenze zwischen Illusion und Wirklichkeit?
Ausstellung
November – Dezember 2016
Architektur Galerie Berlin, Karl-Marx-Allee 96, 10243 Berlin
Ausstellungskonzeption
Ron Edelaar, Elli Mosayebi, Christian Inderbitzin, Daniel Ganz (Landschaftsarchitekt, Zürich), Markus Bühler-Rasom (Fotograf), Lukas Burkhart, Jenna Buttermann, Simon Cheung, Andrea Grolimund, Theres Hollenstein, Charlotte Nobre, Katharina Sommer
Das Oederlin-Areal: Eindrücke zum Ort
Auf dem heutigen Oederlin-Areal – flussabwärts am Rand von Baden gelegen – verbinden sich eindrückliche Naturidylle und morbide Industrieromantik auf symbiotische Weise – fast fühlt man sich an die eindringliche Stimmung eines Tarkovsky-Films erinnert.
Dabei ist es weniger das einzelne Gebäude, das hängen bleibt, als vielmehr die Dichte des Ensembles, bei dem die Einzelhäuser zu einem zusammenhängenden Organismus verschmelzen.
Städtebauliche Absichten
a. Städtebau und Naturraum: Bebauung zeichnet flussräumliche Morphologie nach
Prägend für das Oederlin-Areal ist der Fluss- und Talraum der Limmat, der sich an diesem Ort durch eine flache S-Bewegung auszeichnet.
Die vorgeschlagene Bebauungsstruktur zeichnet diese Bewegung nach: Während sich der Bestand, ergänzt durch ein turmartiges Gebäude, als «Knie» in den Flussraum drückt, bildet die Neu- bebauung auf dem Westareal eine nach Süden hin offene «Kehle». Der Stadtraum zeichnet den Naturraum nach.
Die Bebauungsform mit «Knie» und «Kehle» kann formal mit «Strömungsformen» verglichen wer- den: In der Strömung treibende Wasserpflanzen oder geflösstes Holz.
b. Erschliessung: Fortführung bestehender Erschliessungen strukturieren das Areal
Zwei Elemente zeichnen die Erschliessungsstruktur des Oederlin-Areals aus: Zwei Rampen, wel- che das Areal mit der Hauptstrasse verbinden, sowie die arealinterne, flussparallel verlau- fende Fabrikstrasse.
Der Entwurf knüpft an dieser Erschliessungsstruktur an, indem auf dem Westareal eine drit- te Rampe vorgeschlagen und die Fabrikstrasse fortgeführt wird. Die «dritte» Rampe ist zudem Ausgangspunkt für einen flussabwärts gehenden Uferweg.
Die neue Rampe dient nebst der Erschliessung mittels eines weiteren Durchblicks der Struk- turierung der Bebauung zur Hauptstrasse hin. Die weiter geführte Fabrikstrasse setzt die Dramaturgie räumlich gefasster und zum Fluss hin offener Situationen fort.
Diese einfache und in der Situation selbstverständliche Erschliessungsstruktur zoniert drei Bebauungsfelder auf dem Westareal.
c. Nutzung: Nutzungsmischung verzahnt Bestand und Neubauteile
Die heutige Situation auf dem Oederlin-Areal zeichnet sich durch eine vielfältige, durch- mischte (Zwischen-) Nutzung aus.
Das Konzept bestehend aus fünf Modulen ist dahingehend zu hinterfragen, ob auf dem westli- chen Arealteil ausschliesslich gewohnt werden soll oder ob auch da eine grössere Diversität denkbar ist.
Der Entwurf sieht eine Nutzungsverteilung vor, welche die heutige Durchmischung (der Zwi- schennutzung) ein Stück weit beibehält: Es soll sowohl im Bestand als auch auf dem Westareal gewohnt werden, umgekehrt sollen auch im Neubauteil – insbesondere um den ehemaligen Fabrik- hof – Gewerbenutzungen angeboten werden. Der Wohnanteil nimmt nach Westen hin sukzessive zu.
Aussenraum
Der Zugang zum Wasser ist im Raum Baden vielgestaltig und situativ. Neben linearen, Fluss begleitenden Wegen und Promenaden finden sich topografische Situationen, wo die Bebauung hart ans Ufer tritt und der Bezug zum Wasser quer über Balkone, Terrassen und kleinen Plätzen hergestellt ist. Im Areal Oederlin erhält dieser Querbezug durch die mögliche Nutzung der vorgelagerten Inseln des Kanals zusätzliches Gewicht.
Das Oederlin Areal ist eingespannt zwischen Rebhang am Musegg und Limmatraum und gegenüber- liegendem Hinterhofwald. Der landschaftsräumliche Transekt beginnt beim Wald und geht über den Rebhang Musegg, zum Goldwand-Hain, der den Wohngebäuden im Norden Halt verleiht. Die Badstrasse hat ein asymmetrisches Profil: im Norden mit einer zweireihigen Baumreihe, im Sü- den ein Trottoir mit Solitärbäumen und eingeschnittenen Öffnungen für die nach unten füh- renden Rampen zum Platzsystem auf mittlerem Niveau mit Ausblicken zum Fluss. Die Kanalinseln direkt am Wasser sind durch Stege mit dem Areal verbunden.
Wohnungen und Hochhaus
Wohnungen
Wohneigentum und Mietwohnungen sind im städtebaulichen Layout klar zoniert respektive in separaten Bauten zusammengefasst. Ausnahme bildet dabei das Gebäude 2, in dem es sowohl Eigentums- wie auch Mietwohnungen gibt. Die Mietwohnungen befinden sich oberhalb des Fabrik- platzes, wo allenfalls über die vorgeschlagene Restaurantnutzung im «Flachbau 2» Emissionen entstehen können. Aufgrund ihrer Lage bieten sich diese Wohnungen für einen Verbleib im Ei- gentum der Oederlin AG an. Die Eigentumswohnungen sind an privilegierten Lage mit Blick aufs Wasser: in den Gebäuden 1 und 2 sowie beiden Wohntürmen (A2 und Gebäude 257).
Das Projekt bietet im weiteren eine grosse Differenzierung der Wohnraumangebote. Sie rei- chen von Geschosswohnungen (Gebäude 1 und 2, Gebäude 257) über Maisonetten (Turm Baufeld A2 und Sockelgeschosse Gebäude 1 und 2) bis hin zu loftartigem Wohnen (Flachbauten 1 und 2). Während die Mehrzahl der Wohnung südorientiert ist und damit direkte Blicke auf die Limmat bietet, sind die Wohnungen in den beiden Türmen ost-west-orientiert und geben so spektakulä- re Blicke in die Weiten der Talachse frei.
Hochhaus
Die weitere, detaillierte Untersuchung hat gezeigt, dass ein städtebaulicher Akzent im «Flussknie» in Form eine höheren Gebäudes richtig ist und sich in den denkmalgeschützten Bestand zu integrieren vermag.
Die nun vorgeschlagene polygonale Grundform verweist zudem auf die formale Ausgestaltung der Gebäude 1 und 2 auf dem Baufeld A1, während umgekehrt die Flachbauten 1 und 2 am Bestand der Produktionshallen anknüpfen. Über diese Massnahmen werden Bestand und Neubauteile zu einer neuen Einheit verwoben.
Hinsichtlich der Wirtschaftlichkeit wurde das Hochhaus in seinem Flächenverhältnis optimiert und weist nun eine Geschossfläche von rund 450 m2 auf.
Stadt
Die Stadt Chur entwickelte sich in entlang radialer Strahlen – vom Austritt der Plessur aus dem Tal und über deren Delta in die Rheinebene. Chur West hat sich seit den 1950er-Jahren mehrheitlich industriell-gewerblich ausgerichet. Inmitten dieses Stadtgebiets ist bis heute eine «grüne Insel» erhalten geblieben: das Kleinbruggen-Areal. Es ist ein eigentlicher Stadtgarten in der «zweiten Reihe».
Idee
Das städtebauliche Projekt interpretiert die einmalige und spezifische Qualität des Kleinbruggen-Areals, nämlich seine isolierte und deshalb von Grün und Ruhe bestimmten Lage. Vorgeschlagen wird eine städtebaulich autonome Struktur, die durch einen «grünen Saum» mit der umgebenden Stadt auf Distanz bleibt und wesentliche Qualitäten des «vergessenen Gartens» beibehält.
Realisation
Das Gesamtkonzept ist als ein Ensemble gedacht, deren einzelne Elemente auch über einen längeren Zeitraum genügend räumliche Kraft besitzen, ohne als Fragmente eines grossen Ganzen wahrgenommen zu werden. Die Baufelder sind voneinander unabhängig und einzeln realisierbar. Die Erschliessung ist rational zusammengefasst und für alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt konzipiert.
Nutzung
Das Nutzungskonzept bietet einerseits grösstmögliche Flexibilität für zukünftige Nachfragen und folgt andererseits der strukturinhärenten Logik des Entwurfs. Entlang der wichtigen Erschliessungen sind zwingend öffentliche-gewerbliche Nutzungen im Erdgeschoss vorgesehen. Wohnnutzungen dominieren das Kleinbruggen-Areal.
Landschaft und Bauten
Der städtebauliche Plan erzeugt eine enge, wechselwirksame Beziehung von Landschaft und Bauten. Die Zentrierung der Baumasse in der Mitte des Areals ermöglicht die Bildung eines umfassenden Grünrings am äusseren Rand. Die Baufelder orientieren sich an charakteristischen Elementen wie dem baumbestandenem Saum, den beiden Tuma und der Rheinkante. Das Leitbild schafft ein attraktives Quartier mit Wohnraum für rund 1‘000 Bewohnerinnen und Bewohner und zirka 500 Arbeitsplätzen in Dienstleistungen und Gewerbebetrieben.
Projekt
Das architektonische Projekt wird exemplarisch an zwei Baufeldern dargestellt. Es lotet Wohnformen aus, die urban sind, durch ihre Lage aber auch Alternativen zum Einfamilienhaus ausserhalb der Stadt bieten.
ESCHENBÜEL – ZENTRUMSNAHER STADTALLTAG AM ÜBERGANG ZUR LANDSCHAFT
Uster hat sich über die letzten Jahre und Jahrzehnte durch kontinuierliche Planung und Stadtentwicklung eine starke Position als Wohnstadt im Metropolitanraum Zürich geschaffen. Die Gebietsentwicklung Eschenbüel setzt diese bemerkenswerte Tradition fort, eröffnet dabei gleichzeitig aber auch die Chance, Uster als Wohnstandort zukunftsgerichtet zu profilieren.
Eine derartige Positionierung von Eschenbühl erfordert ein hohes Mass an planerischer Sensibilität im Umgang mit den vorhandenen Potentialen der Landschaft, der Nähe zum Ortszentrum und schliesslich der guten Anbindung an den öffentlichen und überörtlichen privaten Verkehr. Die anvisierten Zielgruppen und die entschiedene Ausrichtung an Fragen der Nachhaltigkeit und Energieeffizienz ergänzen die Neuorientierung um weitere konkrete Vorgaben.
Unser Planungsvorschlag nimmt diese Potentiale und Anforderungen gezielt auf und übersetzt sie in präzise verkehrsplanerische und landschaftliche, städtebauliche und nutzungsbezogene Setzungen und Regelsysteme. Die verschiedenen Massnahmen werden räumlich über die Prinzipien von Intensivierung und Reduktion sowie Präzisierung und Differenzierung zu einem kohärenten und sorgfältig ausdifferenzierten städtebaulichen Ensemble verbunden. So setzt sich das Ensemble aus drei längs gerichteten Bebauungsstreifen zusammen, die sich mit vier jeweils spezifisch artikulierten öffentlichen Räumen und Grünräumen abwechseln und so den Übergang von der Stadt in die Landschaft orchestrieren. Die Bebauung präsentiert sich von der Zürichstrasse her betrachtet als eine Sequenz von drei Feldern, die von hohen, zu mittleren und schliesslich niedrigen kompakten Baukörpern übergehen und dabei unterschiedliche städtische Wohnformen ansprechen.
Das räumliche Strukturmuster verbindet sich mit Grundsätzen, die ein nachhaltiges Quartier entstehen lassen. Dazu zählen eine homogen hohe Dichte bei typologischer Variabilität kompakter Bauweisen, die je nach Bebauungsfeld drastische Reduktion der Parkplätze und die gute Erschliessung mit öffentlichen Verkehrsmitteln, die Bereitstellung von Mobility-Standorten und die attraktiven Fuss- und Radweg. Prinzipien wie die geringe Zahl an unterirdischen Bauwerken, die fokussierte Bewältigung des motorisierten Privatverkehrs und Schaffung von Nachverdichtungsmöglichkeiten bekräftigen dies.
So wird sich im Eschenbüel ein Stadtteil entwickeln, indem gewohnt, aber auch gearbeitet werden kann. Er verbindet hochwertige Wohnangebote für unterschiedliche Bedürfnisse mit aussergewöhnlichen Aufenthaltsqualitäten in den siedlungsöffentlichen Räumen und namentlich den Strassenräumen. Die neuen Verkehrsführungen eröffnen der übrigen Stadtbevölkerung attraktive Zugänge zu den Waldrändern und der offenen Landschaft. Es ist die Eschenbüelstrasse, die dem Quartier sein Rückgrat und seine spezifische Ausstrahlung verleiht: Sie präsentiert sich als neuer Strassentyp, der Bewegung, Aufenthalt und Begegnung vereint.
Exposé
Motivation
Die Motivation zum vorgeschlagenen Forschungsprojekt besitzt einen zunächst äusserst persönlichen Ausgangspunkt, der von der Faszination für Stahlkonstruktionen in einigen mir bekannten historischen Gebäuden ausgeht: beispielsweise dem Maison de Verre von Pierre Chareau (Paris), der Immeuble Clarté von Le Corbusier (Genf) sowie zahlreichen Entwürfen von Jean Prouvé. Ausgehend davon habe ich während des Architekturstudiums an der ETH Zürich Versuche unternommen, in Entwürfen die architektonischen Potentiale des Stahlbaus auszuloten. In einem Semester bei Prof. Peter Märkli entwickelte ich für die Aufstockung eines Wohnungsbaus eine mehrgeschossige Stahlstruktur, die nicht nur statischen Anforderungen gerecht wurde (Gewicht), sondern auch nach den Ausdruckmöglichkeiten solcher Strukturen fragte (offener Grundriss, Profilierung, Farbe; vgl. Portfolio). Nach dem Studium erhielt ich zusammen mit Kollegen bei einer ersten Auftragsarbeit die Möglichkeit, eine Stahl-Holz-Verbundstruktur zu erproben (derartige hybride Tragstrukturen sind mir einzig von Jean Prouvé bekannt). Während dieses Gebäude neben einem Gärtnereiteil lediglich eine einzige Wohnung umfasst, besteht eine nächste Herausforderung in der Frage, wie Stahlbau unter den gegenwärtigen Bedingungen im mehrgeschossigen Wohnungsbau zur Anwendung kommen kann. Es sind mir in der Schweiz keine solchen aktuellen Projekte bekannt, wohl nicht zuletzt deshalb, da zahlreiche ungelöste Fragen anstehen (im Sinne einer sichtbar gemachten Struktur wie beim Maison de Verre). Der Einsatz von Stahlstrukturen im Wohnungsbau erscheint auch deshalb interessant, da sich mittels Skelettstrukturen neue Entwurfsfelder hinsichtlich der Wohnformen und Grundrisstypologien eröffnen.
Ziele
Das Ziel des vorgeschlagenen Forschungsprojektes besteht darin, die Problemfelder und Fragestellungen zum Stahlbau im mehrgeschossigen Wohnungsbau systematisch anzugehen und in konkreten prototypischen Entwürfen mögliche Lösungen vorzustellen; in diesem Sinne handelt es sich um den Vorschlag einer architektonisch-konstruktiven Forschung. Mit der Arbeit möchte ich ein neues Feld eröffnen, das für mich in Ergänzung zu den eher städtebaulichen bis landschaftsarchitektonischen Forschungsarbeiten steht, welche ich als Student an der ETH Zürich respektive als Assistent am ETH Studio Basel angegangen bin (vgl. Portfolio/Publikationen).
Problemstellungen
Die Problem- und Fragestellungen im Zusammenhang mit Stahlbau im mehrgeschossigen Wohnungsbau beinhalten zahlreiche Herausforderungen und mindestens zwei Dimensionen (immer unter der Annahme auch das Ausdruckpotential einer sichtbaren, offenen Struktur zu nutzen): eine bautechnisch-konstruktive sowie eine ästhetische-expressive. Auf der bautechnisch-konstruktiven Ebene ergeben sich Fragen zu Akustik, Thermik, Brandschutz und (wirtschaftlicher) Statik. Sie sollen im Rahmen der Forschung auf theoretischer (Literaturstudium, Studium von Beispielen) und auf «praktischer» (in Zusammenarbeit mit Stahlbauern, Bauphysikern und Ingenieuren) Ebene angegangen werden. Dabei sollen auch wirtschaftliche Überlegungen angestellt werden, da diesbezüglich im Wohnungsbau enge Rahmenbedingungen bestehen (Vorfabrikation/Bauzeit, Kombinationen mit anderen Materialien und Bautechniken). Das zweite Feld betreffend der architektonischen Ausdrucksmöglichkeiten des Stahlbaus kann nur bedingt «theoretisch» (Studium und Übersicht historischer und allfälliger aktueller Beispiele) bearbeitet werden. Weitreichende Aussagen sollen konkrete prototypische Entwürfe machen, die ausgehend von den bautechnisch-konstruktiven Erkenntnissen entwickelt werden. Auch hierzu werden wiederum Ingenieure und Spezialisten in die Arbeit involviert.
Forschungsplan
Die Dauer der Forschungsarbeit wird entsprechend den Vorgaben der Ausschreibung auf ein Jahr veranschlagt. Die Arbeit soll ein systematisches Vorgehen besitzen, wobei die ersten drei Monate dazu dienen, einen Überblick über die historische Entwicklung und Beispiele zu gewinnen. Weitere fünf Monate sind für die Lösungserarbeitung der bautechnisch-konstruktiven Fragen vorgesehen. In den verbleibenden vier Monaten werden die prototypischen Entwürfe entwickelt und visualisiert. Danach soll entschieden werden, in welcher Form die Erkenntnisse öffentlich gemacht werden können. Denkbar ist eine Publikation in einer Fachzeitschrift, allenfalls sogar in Buchform. Im Idealfall ergibt sich aufgrund bestehender Kontakte zu Stahlbauern die Realisierung eines Prototyps.
CMI, April 2008
Die Gemeinde Zwischenwasser im Vorarlberg hat sich in bereits in der Vergangenheit durch progressive Ansätze in den Bereichen Planungen und Architektur, aber auch in sozialen Projekten mit Bürgerbeteiligung hervorgetan. Mit der Vergabe eines Studienauftrages unter drei Teams zur zukünftigen Raumentwicklung geht sie nochmals einen Schritt weiter: Es steht die Frage zur Diskussion, wie die überbrachten Mittel von Flächenwidmung und klassischer Raumplanung überwunden oder ergänzt werden können, um eine nachhaltige und qualitativ hochstehende Ortsentwicklung auch in Zukunft zu sichern?
Diese Fragestellung wurde bewusst offen an die drei eingeladenen Team gerichtet, damit diese eine ihren Absichten entsprechende Darstellung- resp. Vermittungsstrategie entwerfen können. Auch die Schwerpunktsetzung und methodische Herangehensweise wird den Autoren überlassen.
Der Vorschlag der ARGE Edelaar Mosayebi Inderbitzin/ Eisinger/ Gunz entwickelt ausgehend von den grossmassstäblichen Strukturen der Landschaft (Gewässer, Topografie, Wald) sowie den gewachsenen Siedlungsstrukturen (insbesondere Strassen) einen «offenen Plan» für Zwischenwasser, der ein einfaches, aber präzises Regelwerk für zukünftige Widmungen und Projekte definiert.