Zürich
Gesamtleistungswettbewerb, 2013
Gewerbehaus St. Jakob
Dem Entwurf für den Neubau des Gewerbehauses Stiftung Behindertenwerk St. Jakob liegt die Faszination für den spezifischen Charakter und die oftmals starken Ausdrucksformen anonymer Gewerbebauten zugrunde. Absicht des vorliegenden Projektes ist ein Neubau, der ebensolche Qualitäten aufweist. Er soll sich damit einerseits in das gewerblich-industriell geprägte Quartier am Viadukt einfügen und andererseits in einer zurückhaltenden, diskreten, eben beinahe anonymen Art die Werte und das positiv besetzte Image der Stiftung St. Jakob verkörpern und repräsentieren. Diese Zurücknahme äussert sich auch in der einfachen Materialisierung der Fassaden mit grobem Putz und Beton sowie einer unaufgeregten Farbigkeit.
Trotz dieser Zurücknahme zeugt das Gebäude von Selbstbewusstsein. Die grossen Fenster sprechen von Offenheit und Austausch, gleichzeitig ist ihnen aufgrund der surreal hohen Fensterbänke eine Eigenwilligkeit, Naivität und Neugierde eigen, die wohl auch auf manchen Mitarbeiter der St. Jakob-Stiftung zutrifft. Die Offenheit des Gebäudes wird auch im Erdgeschoss manifest: Überhohe, einsichtige Räume an den drei Gebäudeecken schaffen eine räumliche Verankerung im Quartier. Vorrang hat dabei die Viaduktstrasse, wo sich der Haupteingang befindet sowie die Kreuzung Heinrich-/ Viaduktsstrasse. Hier befindet sich das Kaffee mit vorgelagertem Platz, das über die Diagonale einen Bezug zur Markthalle und den Läden der Viaduktbögen aufbaut.
Schnittidee und überhohe Räume
Dem Entwurf liegt im weiteren eine eingehende Analyse des Programmes zugrunde. Diese Analyse hat gezeigt, dass bei der Ausnützung der möglichen Vollgeschosszahl und einer Verteilung des Raumprogrammes auf diese Geschosszahl ein Erdgeschoss resultiert, das wesentlich grösser ist als die Regelgeschosse. Volumetrische Untersuchungen haben gezeigt, dass dabei in städtebaulicher Hinsicht ein zu kleines und zu «schwaches» Gebäude resultiert.
Aus dieser Erkenntnis heraus wurde eine Schnittidee entwickelt, die nicht auf vier, sondern lediglich drei Vollgeschossen aufbaut und dafür ein Zwischengeschoss über dem Erdgeschoss einführt. Die Anordnung der Werkstatt- und Produktionsnutzungen auf drei Geschossen führt zu ähnlichen Dimensionen von Erd- und Obergeschossen. Diese Disposition macht auch im Grundriss Sinn, da sie zusätzliche Flexibilität und Effizienz im Betrieb schafft und weniger vertikal erschlossen werden muss. Grössere zusammenhängende Geschosse bieten auch mehr Flexibilität, wenn Bereiche in Zukunft wachsen und andere schrumpfen.
Das Zwischengeschoss leistet mehrere Dinge: Erstens erlaubt es im Erdgeschoss einzelne Nutzungsbereiche mit einer Überhöhe zu realisieren (Logistik, Restauration, Bäckerei). Dabei stehen sowohl räumliche wie auch betriebliche Qualitäten im Vordergrund. Zweitens kann das Zwischengeschoss die Technik aufnehmen und erschliesst damit direkt, flexibel und ohne Schächte die technikintensiven Nutzungen des Erdgeschosses sowie der Schreinerei im ersten Vollgeschoss. Und drittens befindet sich das erste Vollgeschoss bereits in einer Höhe, auf der auch auf der Viaduktseite von einer guten Belichtung ausgegangen werden kann.
Erschliessung
Eine weitere, übergeordnete Idee bestimmt den Entwurf, nämlich die primäre Entflechtung der Erschliessungen. Wie bereits erwähnt befindet sich der Haupteingang für Besucher und Mitarbeiter an der Viaduktstrasse und zeichnet diese als wichtige Achse im Quartier aus. Der Eingang führt in ein grosszügiges, natürlich belichtetes Treppenhaus über, welches den Mitarbeitern Zugang zu ihren Arbeitsplätzen gibt. Unabhängig und damit getrennt davon erfolgt die Erschliessung des Gebäudes mit Waren. Diese befindet sich im Gebäude diagonal zur Personenerschliessung angeordnet und umfasst einen Warenaufzug und ein weiteres Treppenhaus. Der Aufzug geht direkt von der Logistik an der Heinrichstrasse ab.
Erdgeschoss N±0, Bereiche 1, 3 und 8
Die Organisation des Erdgeschosses mit der Produktion ist am anspruchsvollsten. Dementsprechend wurde viel Energie auf die Nutzungsanordnung und die Organisation reibungsloser Abläufe verwendet. Die Erschliessung/ der Materialfluss der Produktion ist zirkulär angelegt, um Kreuzungen zu vermeiden. Die Spedition befindet sich an der nördlichen Gebäudeecke an der Heinrichstrasse. Die Räume der Logistik sind überhoch, sodass auch grosse Lastwagen im Gebäude parken können. Von da werden die Rohwaren direkt in die Lagerräume gebracht. Zu den Produktionsräumen bestehen wiederum kurze Wege. Die fertigen Waren werden direkt über den Gang zurück ins Lager oder über einen zweiten Ausgang zur Spedition gebracht werden. Über die Hygieneschleuse besteht eine «Abzweigung» in den Fertigungsraum der Restauration.
Der Haupteingang mit repräsentativer Halle und Portierloge befindet sich an der Viaduktstrasse. Hier betreten Besucher und Mitarbeiter das Haus. Die Mitarbeiter der Produktion gelangen direkt in die Garderoben und zurück in die Produktionsräume. Das Gebäude kommt mit lediglich einer Hygieneschleuse aus. Die Mitarbeiter der anderen Abteilungen gelangen über ein grosszügiges, natürlich belichtetes Treppenhaus in die Obergeschosse.
Das Kaffee befindet sich in der östlichen Gebäudeecke und zeichnet sich durch eine Überhöhe aus. Das Lokal findet damit eine räumliche Antwort auf den vorgelagerten Platz und das Gegenüber des Restaurants Markthalle und die Läden der Viaduktbögen. Die Fertigungszeilen befinden sich in einem Raum direkt hinter der Ausgabetheke, der über Korridore mit der Produktion und dem Lastenaufzug verbunden ist.
Die Bäckerei im Süden des Gebäudes verfügt als dritter Bereich im Erdgeschoss über eine Überhöhe. Die Raumhöhe entspricht dem grössten Produktionsraum und erzeugt an jenem Ort Luftraum, wo am meisten Wärme anfällt. Damit zeichnen sich alle drei Gebäudeecken durch überhohe Räume aus, was der städtebaulichen Absicht einer örtlichen Verankerung geschuldet ist.
Untergeschoss N-1, Bereiche 7 und 11
Ebenfalls im Bereich der Spedition befindet sich die Tiefgarageneinfahrt, welche ins Gebäude integriert ist und damit keine Lärmemissionen erzeugt. Die Abfahrt führt direkt in eine übersichtliche Einstellhalle. Die Besucherparkplätze sind direkt dem Eingang in die Haupterschliessung zugeordnet, von wo der Besucher in die Eingangshalle an der Viaduktstrasse gelangt. Einen eigenen Bereich stellen die Stellplätze der Gartenpflege dar. Daran angelagert sind die Nutzräume und Lager der Gartenpflege. Die Büros sind über Glassteinoblichter natürlich belichtet.
In der gleichen Weise belichtet ist die Wäscherei, welche über einen kurzen Weg zum Warenaufzug verfügt. Im weiteren befinden sich im Untergeschoss allgemeine Lagerräume sowie die Besuchertoiletten des Kaffees.
Zwischengeschoss N+1, Bereich 3 und 11
Im Zwischengeschoss auf dem Niveau N+1 befinden sich die Büros der Produktion mit direkter Verbindung zu den Produktionsräumen. Über den Warenaufzug und das nördliche Treppenhaus sind sie mit der Spedition verbunden. Im weiteren findet sich auch im Zwischengeschoss ein allgemein nutzbarer Lagerraum. Das Zwischengeschoss füllt die Gebäudegrundfläche nicht aus und gewährt so die überhohen Räume der Bäckerei, der Spedition, des Restaurants sowie des Mehlsilos.
Im wesentlichen dient das Zwischengeschoss aber der haustechnischen Versorgung. Die Anordung der Haustechnik auf diesem Niveau erlaubt die direkte Erschliessung der technikintensiven Nutzungen von Produktion, Schreinerei und Kaffee/ Restaurant. Die Frischluftfassung erfolgt direkt über die Westfassade, die Fortluft wird konzentriert über einen Fortluftkamin beim westlichen Fluchttreppenhaus über Dach geführt.
Erstes Vollgeschoss N+2, Bereiche 2 und 5
Im ersten Vollgeschoss N+2 befinden sich die Schreinerei/ Flechterei sowie die Räume der Administration. Die Schreinerei/ Flechterei sind direkt an den Warenaufzug angebunden. Die Arbeitsbereiche entwickeln sich entlang der Fassaden. Die Lagerräume befinden sich im Innern und sind so allseitig zugänglich. Das Büro der Abteilungsleitung befindet sich an zentraler Stelle beim Warenaufzug.
Die Büros der Administration und des Finanzwesen liegen im südlichen Teil des Gebäudes und sind primär über das Haupttreppenhaus zugänglich. Empfang, Besprechung und Büros sind zum Viadukt hin orientiert, das grosse Sitzungszimmer sowie das Direktionsbüro sind südorientiert. Das Archiv liegt im Innern.
Zweites Vollgeschoss N+3, Bereich 4
Auf dem Niveau N+3 ist der gesamte Bereich 4 mit Ausrüsten 1 und 2 sowie dem Digitalisieren untergebracht. Alle drei Bereichsteile sind an Personen- und Warenerschliessung angeschlossen und mit den entsprechenden Hygiene- und Sicherheitsschleusen ausgestattet. Die Büros der Bereichsleiter befinden sich wiederum im Bereich des Warenliftes respektive des Treppenhauses 1 und 2.
Drittes Vollgeschoss N+4, Bereich 6 und 10
Auf dem Niveau N+4 liegen die Räumlichkeiten der Elektronik-Abteilung sowie die Reservefläche in der geforderten Grösse. Die Elektronik hat Zugang zu Personen- und Warenerschliessung. Die Garderoben liegen im Innern. Die Bereichsleitung befindet sich wiederum an gleicher Stelle.
Dachgeschoss N+5, Bereich 9
Im Dachgeschoss auf dem Niveau N+5 befindet sich schliesslich der Bereich 9 mit den Sozialräumen. Diese umfassen das Personalrestaurant mit angegliedertem Saal. Der Saal lässt sich über eine Faltwand mit dem Restaurant verbinden. Die Küche hat rückwärtig für die Belieferung Zugang zu einem abgeschlossenen Lager und dem Warenaufzug. Von der Essenausgabe hat der Mitarbeiter die Wahl entweder in den Esssaal oder auf die gedeckte Aussenterrasse im Südosten zu gehen. Die gedeckte Terrasse erweitert sich in einen offenen Terrassenbereich. Darauf findet sich ein bewachsenes Rankgerüst, das auch im Sommer beim Essen Schatten spendet.
Im weiteren ist im Dachgeschoss eine zweite, kleinere Technikzentrale vorgesehen, welche die Lüftungen des Bereichs 9 sowie das Abluftgerät des Kaffees im Erdgeschoss aufnimmt, da dieses von der Frischluft räumlich getrennt stehen muss.
Städtebau und Volumetrie
Der unmittelbare stadträumliche Kontext der Parzelle im Scheitel von Viadukt- und Heinrichstrasse zeichnet sich durch eine Blockstruktur aus, bei der die Baukörper die Grundstücke mehrheitlich ausfüllen und parzellenübergreifend Strassenfluchten erzeugen. Das projektierte Volumen des Neubaus St. Jakob folgt dieser Bebauungsstruktur, indem es einmal bestehende Fluchten (Heinrichstrasse, Fortsetzung Müller-Martini-Areal) und Traufhöhen aufnimmt, zum anderen indem es durch den Viadukt «geschnitten» wird und einen klar definierten «Gassenraum» zwischen Neubau und Viadukt schafft. Die Zugänge wie auch die überhohen Räume im Innern verklammern den Neubau mit dem unmittelbaren Kontext. Das Gebäude wird mit dieser einfachen stadträumlichen Setzung nicht zuletzt seiner Bedeutung als «Gewerbehaus» gerecht – es reiht sich gewissermassen zwischen Gleichen ein. In der resultierenden Dreiecksform schlummert gleichwohl das Potential einer spezifischen Gestalt mit hoher plastischer Präsenz.
Baurecht und Behörden
Die massgebenden Bauvorschriften, wie Baulinien, Grenzabstände, Gebäudehöhen sowie die zulässige Ausnützung von 200%, werden mit dem Projekt eingehalten. Der westseitige Einschnitt ins Volumen trägt PBG § 270 Abschnitt 2 Rechnung. Das Projekt wurde mit der zuständigen Kreisarchitektin Frau Anna Münger vorbesprochen. Ebenfalls vorbesprochen wurde mit Grün Stadt Zürich die Freiraumgestaltung. Die Berechnung der Freiflächenziffer sowie die Neuordnung der Parkierung Viaduktbögen/ PWG wurde für gut befunden. Ein entsprechender Nachweis findet sich auf den Plänen sowie im abgegebenen Dossier der Flächen- und Volumenberechnungen.
Ausnützung und Flächenkennwerte
Der Neubau schöpft die zulässige Ausnützung von 200% mit einer anrechenbaren Geschossfläche 6’698 m2 voll aus. Die volle Ausnützung macht vor der Hintergrund zukünftiger Ausbauten Sinn und schafft Flexibilität bei der weiteren Entwicklung der Stiftung St. Jakob. Die anrechenbare Geschossfläche entspricht einer totalen Geschossfläche von 12’017 m2 nach SIA 416. Davon entfallen 2’226 m2 und 739 m2 auf die nicht anrechenbaren Geschosse im Untergeschoss und auf dem Dach. Bezogen auf die geforderten 6’500 m2 Nutzfläche bietet das Projekt 6’126 m2 HNF sowie 2’674 m2 NNF. Die Verkehrsfläche beläuft sich auf 1’223 m2, die Funktionsfläche auf 834 m2.
Cafe/ Restaurant/ Take away
Der Raum des Cafes überrascht zunächst durch seine Überhöhe und den hallenartigen Charakter, welcher über die nötige Grosszügigkeit verfügt, als wichtigster und einziger öffentlicher Raum die Stiftung St. Jakob nach Aussen hin zu repräsentieren. Er befindet sich gut auffindbar an der Kreuzung Heinrich-/ Viaduktstrasse und ist über mehrere, allseitige angeordnete Zugänge direkt vom Strassenraum her zugänglich. Im Sommer lassen sich alle Türen (pro Fensterelement eine) öffnen und so Innen und Aussen (Sitzplatz zur Kreuzung hin) verbinden. Mittig, im Scheitel der beiden «Raumarme» befindet sich die Theke für Bedienung und Verkauf. Rückwärtig daran angelagert und über eine Durchreiche verbunden liegt ein Raum mit den Fertigungszeilen. Nahe von Theke und Fertigungszeile steht das Mini-Buffet, sodass Besucher des Take away den Gastraum nicht queren müssen. Gleichzeitig kann das Buffet einfach nachversorgt werden.
Neben der räumlichen Grosszügigkeit prägen die skulptural ausformulierten Stützen sowie eine kräftige, polychrome, im Bild dargestellte Farbigkeit das Cafe. Zusammen mit den frei hängenden Kugelleuchten schaffen diese Elemente eine heitere, gleichwohl entspannte und angenehme Atmosphäre für den Alltag.
Tragstruktur und primäre architektonische Elemente
Um im Betrieb und bei zukünftigen Anpassungen möglichst viel Flexibilität zu gewährleisten wurde in der Ausschreibung verlangt, sämtliche raumbegrenzenden Wände in Leichtbau zu erstellen. Das legt eine Skelettbauweise nahe, die im Projekt mit einem regulären Stützenraster von 8×8 m und Randfeldern mit 4×8 m ausgelegt wurde (mit den 8 m ist das Raster auf die Tiefgarage abgestimmt).
Der Leichtbau folgt den funktionalen Anforderungen der Raumorganisation, sodass den primären, tragenden Elementen grosse architektonische Bedeutung zukommt, was eine entsprechende Ausgestaltung verlangt: Das sind die Stützen, die Fassaden mit den Fensteröffnungen sowie die festen Vertikalerschliessungen respektive die Treppenräume.
Dieser Absicht folgend verfügen die Stützen im Kopfbereich über eine figurative, kreuzförmige Ausbildung, welche diese Elemente zu raumprägenden Bauteilen werden lässt. Die Kopfausbildung minimiert darüber hinaus das Durchstanzproblem und erlaubt die Ausbildung dünnerer Decken – wirtschaftliche und architektonische Absichten greifen ineinander. Im überhohen Restaurant entwickelt sich die Kreuzform zu einem Stützenschaft.
Die Fenster sind als grosse «Augen» ins Freie entworfen. Sie sorgen für eine sehr gute natürliche Belichtung der Gewerberäume bis in eine Tiefe von 8 Metern und schaffen eine gute Arbeitsplatzqualität. Seitlich der grossen Festverglasung befinden sich jeweils zwei schmale Lüftungsflügel, die auch einen atmosphärischen und akustischen Bezug zum Aussenraum erlauben.
Die Vertikalerschliessungen sind an die Fassaden angegliedert. Typologisch orientiert sich das Gebäude damit nicht am Bürobau, bei dem die Kerne in einer Innenzone liegen, sondern an historischen Gewerbe- und Industriebauten, die mit einer peripheren Anordnung der Kerne den Innenraum offen lassen und maximale Flexibilität ergeben. Das Haupttreppenhaus für die Besucher und Mitarbeiter ist räumlich grosszügig dimensioniert – Podeste und Treppenläufe weisen Breiten um die drei Meter auf.
Arbeitsplätze in den Regelgeschossen
Die Arbeitsplätze in den Regelgeschossen sind in Grossräumen untergebracht, in denen sowohl die plastische Kraft der Stützen wie auch die Wirkung der grossen Fensteraugen zum tragen kommen. Die Arbeitsräume wirken darüber hinaus grosszügig, offen und hell. Wände und Decken werden neutral weiss gestrichen, die Fensterrahmen sind in Lichtgrau leicht davon abgesetzt – insgesamt bestimmt eine ruhige und zurückhaltende Farbigkeit die Raumstimmung, die lediglich durch die Farbe des Gummigranulatbodens durchbrochen wird. Es ist denkbar, diese Böden je nach Abteilung und Geschoss in verschiedenen Farben auszuführen.
Konstruktion und Materialisierung
Die Tragstruktur besteht wie beschrieben aus einem Stützen-Platten-Skelett, bei dem die Stützen vorfabriziert und die Decken vor Ort gegossen werden. Die Fassaden werden ebenfalls betoniert und sind tragend. Aufgrund der geforderten, hohen Nutzlasten betragen die Deckenstärken 28 bis 32 cm. Diese Stärken erlauben einen einfachen Bodenaufbau, bei dem auf die abtaloschierte Oberfläche direkt der fertige Bodenbelag aufgebracht wird. Vorgesehen ist ein Gummigranulatboden, der zusammen mit dem Beton für den Trittschall ausreicht. Im Haupttreppenhaus, den Sozialräumen sowie dem Cafe ist ein Kunststeinbodenbelag geplant. Die Tiefgarage erhält einen Zement- oder Hartbetonüberzug.
Die Betonoberflächen der Decken, Wände und Stützen werden lediglich gestrichen, sodass auch hier kein weiterer Ausbau erforderlich ist. Die mit Gipskarton oder Fermacell beplankten Leichtbauwände werden gespachtelt, geschliffen und gestrichen. Die Haustechnik wird sichtbar an den Decken sowie im Brüstungsbereich der Fassaden geführt und trägt zum «rohen Ateliercharakter» der Arbeitsräume bei.
Auch die Materialisierung der Fassaden folgt einer einfachen und direkten Verwendung weniger Materialien. Das ist Beton bei den überhohen Fensterbänken (vorfabrizierte Elemente), dem Gebäudesockel sowie den Terrassenbrüstungen und Dachabschlüssen (Ortbeton) sowie ein grober Dickschichtputz auf einem Kompaktaufbau mit mechanisch verankerter Mineralwolledämmung. Der mineralische Dickschichtputz wird in einem warmen Grau-Braun-Ton gestrichen, der in seiner Helligkeit hinter die hellen Betonteile tritt. Die Spenglerarbeiten werden in Kupfer ausgeführt, die Aluminiumprofile der Holz-Metall-Fenster sind farblos anodisiert. Wie einleitend beschrieben zeugt der architektonische Ausdruck von einem zurückhaltenden, dem industriell geprägten Charakter des Quartiers verpflichteten Habitus des Neubaus.
Mitarbeit Wettbewerb
Ron Edelaar, Elli Mosayebi, Christian Inderbitzin, Lukas Burkhart, Fabian Lauener
Bauherrschaft
Stiftung Behindertenwerk St. Jakob, Zürich
Baumanagement: Caretta + Weidmann Baumanagement AG, Zürich
Landschaftsarchitekt: Ganz Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich
Ingenieur: Henauer Gugler Ingenieure und Planer AG, Zürich
HLSK-Planer: Lingwood Engineering AG, Wallisellen
Elektroplaner: Kälin + Müller Elektroanlagen AG, Zürich
Bauphysik: Wichser Akustik & Bauphysik AG, Zürich