Thalwil, 2013–2017
Direktauftrag, 2013
Ein Haus am See
Das Grundstück liegt in einem Einfamilienhausquartier, am Rand der Kernzone Thalwils, unweit des Bahnhofs. Gegen Norden und Osten wird es von einem steil abfallenden Terrain bestimmt. Die topografisch exponierte Lage eröffnet Blickbezüge über den See bis nach Zürich und in die Alpen. Der Vordergrund mit Seestrasse und Ufer wird dabei ausgeblendet, der Blick wird in die Ferne gerichtet. Der Neubau zeichnet sich durch eine einfache «Villenarchitektur» aus, die sich architektonisch auf den palazzoartigen Altbau mit seinen klassizistischen Anleihen bezieht. Dieser Altbau befindet sich ebenfalls im Besitzt der Bauherrschaft. Zusammen bilden die beiden Häuser ein Ensemble. Der Neubau orientiert sich wie der Palazzo mit einer Schauseite zum See. In der Wohnhalle der beiden Hauptgeschosse werden die Fenster um die Gebäudeecken angeordnet und geben Blicke in die «Achsen» des Sees frei. Das daraus entwickelte Thema der Eckfenster wird zum bestimmenden Element der Architektur. Das Haus verneint in seinem Ausdruck seinen Mehrfamilienhauscharakter und integriert sich als «Villa» ins Einfamilienhausquartier. Damit stellt es einen Beitrag dar, wie solche Quartiere verdichtet werden können.
Drei Wohnungen
Ein gedeckter Eingang adressiert das Haus an der Strasse. Das Raumprogramm umfasst drei Wohnungen mit unterschiedlichen Zuschnitten. Diese richten sich nach den geforderten Wohnungsgrössen und den erwarteten Nutzern. Die Grundrisse entwickeln sich aus der städtebaulichen Setzung des Volumens:. Durch eine mehrseitige Orientierung und die Eckfenster entstehen für jede der drei Wohnungen spezifische Räume. Unterschiedliche, sorgfältig angeordnete Innentüren und ein durchgehender Bodenbelag lassen offene Raumgefüge entstehen.
Die 4.5-Zimmer-Wohnung der Bauherrschaft ist als Geschosswohnung im 1. Obergeschoss angelegt. Ein innenliegendes Entrée bildet das Rückgrat der Wohnung – von hier aus sind alle Zimmer erschlossen. Der 3.50 Meter hohe und länglich proportionierte Raum wird über eine dreiseitig mattverglaste Oberlichtlaterne belichtet. Eine raumhohe Doppelflügeltüre führt in die leicht überhöhte Wohnhalle und eröffnet den Blick zum See. Die Küche ist halboffen dem Essraum zugeschaltet. Der Wohnraum steht in direktem Bezug zur grossen Terrasse auf dem Dach des annexartigen Gebäudeteils. Ein «Gartenzimmer» mit grossem Fenster zur Terrasse lässt sich als Wintergarten, Study, Bibliothek, Büro, Gäste- oder Schlafzimmer nutzen. Die grosszügig geschnittenen Schlafzimmer befinden sich hangseitig.
Vom Erdgeschoss entwickeln sich dem Hang entlang zwei maisonetteartige Mietwohnungen, die spannungsvollen Raum für unterschiedliche Mieter und Lebensvorstellungen bieten. Die 6.5-Zimmer-Wohnung mit grossem, südlich gelegenen Garten kann einer Familie mit Kindern dienen. Hier fungiert ebenfalls ein innenliegendes Entrée mit Garderobe als Verteilzone, von wo aus direkt die Küche, ein Büro und eine Gästetoilette erschlossen werden. Eine raumhohe Doppelflügeltüre führt wiederum in die Wohnhalle zum See. Ein Schlafzimmer mit eigenem Bad wird über den Wohnraum erschlossen. Über eine viertelgewendelte, halbrunde Treppe wird das untere Geschoss mit drei Zimmern und zwei Bädern erschlossen; dieses verfügt über einen eigenen Ein- und Ausgang via Keller. Die Zimmer stossen über eine Sitzstufe in der Fensterbank zum seeseitigen Gartenniveau.
Die 3.5-Maisonettewohnung mit studioartigem Charakter wird vom Treppenhaus ebenerdig betreten. Von dort gelangt man durch die Garderobe mit Sitzbank über drei Stufen hinunter in einen überhohen Wohn- und Essraum mit halboffener Küche. Über die viertelgewendelte, halbrunde Treppe wird wiederum das untere Geschoss erreicht, wo sich zwei Zimmer, eine Ankleide sowie das Bad befinden.
Konstruktion und Ausdruck
Das Haus ist in einer konventionellen Massivbauweise erstellt. Die Fassaden bestehen aus hinterlüfteten Partien aus Eternit sowie verputzten, aussengedämmten Flächen. Die Kompaktfassaden sind mit einem feinkörnigen Putz versehen. Putz und Eternit kontrastieren nur gering und sind in feinen Grautönen gehalten.
Der städtebaulichen folgend wurde der Ausdruck einer einfachen «Villenarchitektur» gesucht. In Bezug zum seeseitigen Altbau weist das Haus an seiner Hauptseite ebenfalls regelmässig gegliederte Fensterachsen auf. Prägend ist die vertikale Gliederung, die primär über die raumhohen Fensterformate und die plastische Komposition des Gebäudekörpers gegeben ist. Als sekundäres Gliederungselement fungiert ein «Netz» bestehend aus gewändeartigen Rahmungen der Fenster und gesimsartigen Bändern, welche an der klassischen Architektursprache des Altbaus anknüpfen.
Mitarbeit Planung und Ausführung
Ron Edelaar, Elli Mosayebi, Christian Inderbitzin, Ramin Mosayebi, Michael Reiterer, Roman Brühwiler, Isabel Fischer, Sandra Schilling, Simon Cheung, Jakub Gondorowicz, Hannah Räsch
Bauherrschaft
privat
Ingenieur: wlw Bauingenieure AG, Zürich
HLS-Planer: Solarline-Güttinger AG, Zürich
Bauphysiker: Stegmeier Akustik + Bauphysik GmbH, Baden
Fotos
Philip Heckhausen