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Bellariarain
Zürich-Wollishofen
Studienauftrag, 2014

Der Ersatzneubau am Bellariarain bietet die Chance, die prominente Geländekuppe mit einer Bebauung zu besetzen, die sich an den für Wollishofen prägenden städtebaulichen Typologien des 19. Jahrhundert orientiert.
Zu Paaren und Reihen gruppierte Punkthäuser inmitten eines dichten Baumbestandes sollen ein nobles und städtisches Wohnen im Bellariapark aufleben lassen.

Die Siedlung Bellariarain liegt sehr prominent auf einer Kuppe der Seitenmoräne mit Ausblick über das gesamte Zürcher-Seebecken. Der Ersatz der Siedlung bietet die Chance, diese einmalige Situation neu zu definieren und seiner Bedeutung entsprechend zu artikulieren.
Der Stadtplan von 1902 zeigt, dass die Kuppe bereits im 19. Jahrhundert mit der Villa Bellaria und dem grosszügigen Bellaria-Park bebaut war. Zusammen mit einer Reihe von anderen Villen und Parkanlagen (Freudenberg, oberes Bürgli, Villa Schönberg, Rietberg- und Belvoirpark sowie dem Egghölzli mit der Kirche Wollishofen) wurde damit eine massgebende Grundlage für die heutige Identität von Wollishofen geschaffen.
An den Hauptstrassen charakterisieren die strassenbegleitend geschlosse Bauweise mit fünf Geschossen und die Punkthäuser mit Gärten und Parkanlagen diese Stadterweiterung des 19. Jahrhunderts. In den 50er Jahren wurde die Villa abgebrochen und der Park mit einer für die damalige Zeit typischen Zeilenbauweise neu überbaut.

Städtebauliches Konzept
Das vorliegende Projekt basiert auf der Feststellung, dass die bauliche Identität von Wollishofen weniger durch Zeilenbauten geprägt ist, sondern viel mehr von der Bebauungsstruktur des 19. und frühen 20. Jahrhunderts lebt.
Da auf dem eigentlichen Baufeld ein grosser Teil des alten Baumbestandes, insbesondere der Baumsaum entlang der Bellariastrasse unter Schutz steht, liegt es auf der Hand für die neue Bebauung eine Typologie zu suchen, welche sich am ehemaligen Bellariapark orientiert.

Die Häuser und der Park
Die Projektverfasser schlagen Punkthäuser vor, welche sich jeweils über Eck verbindend, zu unterschiedlichen Volumen gruppieren. Die untere Geländeterrasse wird durch drei Gebäudepaare besetzt. Die Hauptkuppe wird durch drei Baukörper besetzt, welche jeweils aus vier Einzelhäusern gebildet werden.
Die Gebäudeketten sind so gestaltet, dass für die Häuser keine Vorder- oder Rückseiten entstehen und Aussenräume gegliedert werden, die in ihrer Form und Massstäblichkeit an die durch Baumgruppen gebildeten Freiräume von Parkanlagen erinnern. Ein geschwungenes Wegnetz durchzieht den gesamten Park. Tropfenförmige Vorfahrten und zwei Kanzeln auf der oberen Ebene, sowie grottenartige Einbuchtungen auf der unteren Geländeebene zitieren Motive aus dem historistischen Landschaftspark. Zusammen mit einzelnen Gehölzgruppen und den niedrigen Mauern, welche den gesamten Park umfrieden, soll ein Aussenraum entstehen der an den Stimmungen grosser Parkanlagen anknüpft.
Damit jede Wohnung von der Einmaligkeit der topografischen Situation profitieren kann, werden vorwiegend ost-west-orientierte und ausschliesslich zwei- oder dreiseitig orientierte Wohnungen vorgeschlagen.
Die im Masterplan vorgegebenen Aussenraumbreiten von mindestens 12 und 15 Metern werden dabei eingehalten. Um Parkflächen nicht durch ebenerdige Untergeschosswohnungen zu „privatisieren“ und Aussensitzplätze in der gewachsene Böschung aufschütten zu müssen, schlagen die Projektverfasser vor, auf Untergeschosswohnungen vollständig zu verzichten. Trotzdem können 177 Wohnungen realisiert werden. Unter Ausnützung der baurechtlich möglichen Untergeschosswohnungen könnten mindestens 186 Wohnungen erreicht werden.

Die Wohnungen
Die Grammatik der Wohnung wird im Wesentlichen durch den Wunsch geprägt, jedem Wohnraum sowohl Seeblick (Osten) als auch Abendsonne (Westen) anbieten zu können.
Auf der oberen Geländeebene mit den günstigeren Mietwohnungen tritt man vom Zweispännertreppenhaus direkt in die Wohnraumschicht. Diese wird durch ein Küchen- und Garderobenmöbel mit verglasten Türen in einen abschliessbaren Eingangsbereich, einen Küchenbereich und separate Zonen für das Wohnen und Essen, jeweils mit einem dazu vorgelagerten Aussenraum, gegliedert.
In der unteren Geländeebene sind die Wohnungen etwas grösser und es wird eine klare Trennung von Tages- und Nachtbereich eingeführt. Man betritt die Wohnung über eine Eingangshalle – mit genügend Platz für einen mieterseitigen Garderobenschrank – von welcher aus die Zimmer und der Wohn-/ Essbereich direkt erschlossen werden. Die Küche wird als verglaster, abschliessbarer Raum vorgeschlagen, welcher wiederum separierte Wohn- und Essbereiche ausscheidet.

Architektonischer Ausdruck
Der städtebaulichen Setzung entsprechend sucht das Haus einen sinnlichen Bezug zum Baumbestand. Dunkelgrüne, grob verputzte Sockel- und vertikale Aussenwandflächen wachsen wie Wurzelstöcke in die Höhe. Vorstehende, über Eck angeordnete Glasflächen mit schwarzen Holz-Metallfensterrahmen nehmen über Spiegelungen das Spiel der Blätter auf.
Zusammen mit den feinen Rafflamellenstoren wird das Bild vom noblen Appartementwohnen im Park erzeugt.

Mitarbeit Wettbewerb
Peter Baumberger, Karin Stegmeier, Ron Edelaar, Elli Mosayebi, Christian Inderbitzin, Manuel Burkhardt, Isabel Fischer Perez-Lozao, Sébastien Ressnig

Zusammenarbeit
Baumberger Stegmeier Architektur (BS+EMI Architektenpartner AG)

Bauherrschaft
Helvetia Versicherungen, IPM Immobilien Portfolio Management, Zürich

Landschaftsarchitekt: Schmid Landschaftsarchitekten GmbH, Zürich