Haus für einen Gärtner
Eichberg, St. Gallen, 2006–2007

Der Neubau vereint Arbeiten und Wohnen: er dient mit Werkstatt, Magazin, Garage und Büro einem kleinen Gärtnereibetrieb und bietet daneben Wohnraum für die Familie des Gärtners. Die Architektur ist nebst den Bedingungen der Situation weitgehend aus diesen programmatischen Vorgaben entwickelt worden.
Den Vorrang erhielt dabei der Ökonomieteil: der Ausdruck des Neubaus wird durch den Charakter eines Zweckbaus bestimmt. Dieser Charakter erinnert sowohl an rurale Vorbilder der Umgebung als auch an anonyme Gewerbebauten der 1950er Jahre. Für den Entwurf der Wohnung bedeutete der Vorrang des Zweckbaus eine entwerferische «Befreiung», da es für diese Form des Wohnens keine tradierten Vorbilder und bestimmenden Typologien gibt. Weiter sprach das äusserst knappe Budget für das gewählte Konzept, da ein «roher», materialbetonter Ausdruck mit dem gängigen Wunschbild des Einfamilienhauses schwierig vereinbar schien.
Der Neubau ist quer zur Hauptstrasse und längs zu einer Quartierstrasse, dem Gärtnerweg, ausgerichtet und spannt zusammen mit dem prächtigen Altbau auf der Ostseite (der später in den Besitz des Gärtners übergehen wird) einen verhältnismässig weiten Garten auf. An der Strassenecke liegen die Gewerberäume der Gärtnerei, zum Garten hin öffnen sich die Wohnräume. Das Volumen ist grundsätzlich eingeschossig organisiert, entwickelt so die vorgefundene Wertung zwischen repräsentativen Wohn- und untergeordneten Gewerbebauten weiter und reagiert nicht zuletzt geschickt auf die Anforderungen der Ortbildschutzzone. Einzig ein Dachaufbau durchbricht die einfache Volumetrie. Er wurde durch einen Geschossversatz im Innern möglich, der vom leicht abfallenden Terrain herrührt. Der Aufbau erzeugt strassenseitig eine gewisse Expressivität und verschafft dem Volumen einen Schwerpunkt.
Dieser Absicht folgt auch der äusserst einfache innere Aufbau des Gebäudes. Im Bereich des Dachaufbaus, wo an einziger Stelle zwei Räume übereinanderliegen und sich Wohnen und Arbeiten verschränken, ist das Haus mit einer Bodenplatte flach fundiert; es kommt gewissermassen auf den Boden. Über den Geschossversatz löst sich der Grundriss der Wohnung vom Terrain; hier ist das Haus auf einer Serie paralleler Streifenfundamente gelagert.
Auf die Fundation wurden in Richtung der Streifenfundamente Stahlrahmen montiert. Sie sind die primären Tragelemente und spannen von Aussenwand zu Aussenwand einen grossen, hallenartigen Innenraum auf. Auf den Stahl, der im Innenraum sichtbar bleibt, wurden Dach- und Wandelemente aus Holz montiert. Sie steifen die Stahlstruktur aus und verschmelzen sämtliche tragende Teile zu einer hybriden Tragstruktur aus Holz und Stahl. Dach und Fassade wurden schliesslich grösstenteils mit naturbelassenem Eternit verkleidet, welches das Haus in Verwandtschaft zu den erwähnten Bauten der 1950er Jahre setzt.
Die inneren, nichttragenden Wände schaffen eine Raumstruktur, die weitgehend die Tragstruktur nachzeichnet: eine Serie paralleler, gleich grosser und damit nutzungsneutraler Räume. Ein Gang und verbindende Türen entlang der Fassade machen den «Hallenbau» auch im finalen Grundrisslayout erlebbar, erzeugen eine offene Wohnform, wo viele Wege und Nutzungsdispositionen offen bleiben.

Mitarbeit Planung und Ausführung
Ron Edelaar, Elli Mosayebi, Christian Inderbitzin, Bauleitung: Christian Inderbitzin

Bauherrschaft
privat

Ingenieur: Gabathuler Ingenieurbüro AG, Buchs
Bauphysiker: BWS Labor AG, Winterthur

Publikation
werk, bauen + wohnen, 7/2008

Dokumentation